April 22, 2024
Beim Versand unserer Werkzeuge steht der Produktschutz an oberster Stelle, und da sind Kunststoffverpackungen nach wie vor das Maß der Dinge. Zum Glück gibt es aber mittlerweile Verpackungen, die zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt sind.
Wie wir dazu kamen, solche Verpackungen einzusetzen, wie wir sie zusammen mit unserem Partner rose plastic entwickeln und was in Zukunft in Sachen Kunststoffrecycling zu erwarten ist, erfahren Sie in unserem Interview mit Stephan Lenz, Key Account Manager bei rose plastic.
Stephan Lenz (Photostudio Weimann)
1. Warum hat sich Kunststoff als Verpackungsmaterial bewährt?
Die im deutschen Sprachraum verwendete Materialbezeichnung „Kunststoff“ kommt nicht von ungefähr. Es ist ein sehr leichtes und sehr leistungsfähiges Material, das – wenn man das Thema sachlich und fachlich betrachtet – in unserer Gesellschaft, in der Industrie und im Privaten nicht mehr wegzudenken ist. Denn mit wenig Materialeinsatz erhält man ein sehr stabiles Produkt mit unterschiedlichen Funktionsmöglichkeiten. Zudem hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sich vermeintlich ökologischere Materialalternativen am Ende doch nicht als gleichwertig, geschweige denn als besser, herausstellten.
Auch wir als Hersteller von Hartkunststoff-Verpackungen sagen, dass das Material nur da eingesetzt werden soll, wo es seinen größten Nutzen hat und auch sinnvoll ist. Bei Werkzeugverpackungen ist das definitiv gegeben. Die Kernfrage ist, wie man mit dem Material bzw. dem Produkt am Ende der Nutzungsdauer umgeht. Die medial leider etwas einseitige und für meinen Geschmack unglücklich emotionalisierte Darstellung, dass Plastik „böse“ ist, wird dem Thema insgesamt nicht gerecht. Schließich ist es nicht das Material, das die Umwelt bzw. Weltmeere belastet, vielmehr kommt das Problem anderweitig zustande: An der Entsorgung oder besser gesagt am Ende des Lebenszyklus eines Plastik-Produktes muss meiner Meinung nach sinnvoll angesetzt werden.
2. Wie lautet die Nachhaltigkeitsstrategie von rose plastic? Welche Materialien werden in den nachhaltigen Verpackungen für CERATIZIT verwendet, und wie wird die Recyclingfähigkeit sichergestellt?
Der Rohstoff für Kunststoffe ist Erdöl – bekanntlich eine endliche Ressource. In der Vergangenheit wurden Kunststoffprodukte entweder im Ausland, und dabei vor allem in Asien, deponiert oder energetisch verwertet. Damit wurde und wird eine wissentlich endliche Ressource für immer vernichtet. Hier setzt unsere Nachhaltigkeitsstrategie an: Wir gehen mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen verantwortungsvoll um, auch mit Blick auf zukünftige Generationen. Beide Unternehmen – rose plastic und CERATIZIT – haben hier die gleiche Denkweise bzw. Ausrichtung: Nachhaltigkeit ist eine Mission und sollte im besten Fall in allen Bereichen gelebt und verinnerlicht werden.
In unserem Unternehmen leben wir den Prozess der Nachhaltigkeit seit vielen Jahren, indem wir unsere Produktionsabfälle wieder in den Produktionsprozess zurückführen. Darüber hinaus sind wir seit gut 5 Jahren intensiv damit beschäftigt, unser bisher verwendetes Neumaterial auf Recyclingkunststoffe umzustellen. Dies war bisher nicht ganz einfach, da geeignete Materialien am Markt schlichtweg nicht verfügbar waren. Das hat sich in den letzten Jahren geändert: Der Markt hat sich dahingehend rasant entwickelt, dass uns nun qualitativ geeignete Rezyklate zur Verfügung stehen. Seit dieser Zeit stellen wir unser Produktportfolio kontinuierlich von Neukunststoffen auf Recyclingkunststoffe um.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass durch deren Einsatz der CO2-Fußabdruck um gut 60-70 % reduziert werden kann. Zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie gehört auch unsere Kernaufgabe „Produktschutz“. Denn das zu verpackende Produkt hat einen wesentlich höheren Anteil am gesamten CO2-Fußabdruck als die Verpackung, die in der Regel im Bereich von 2 % des gesamten CO2-Fußabdrucks liegt.
Die Recyclingfähigkeit ist seit jeher Bestandteil unserer Produktentwicklung – wir nennen das „Design for Recycling“ –, bei der wir überwiegend mit Monomaterial-Verpackungslösungen arbeiten. Oberstes Ziel ist immer, dass sich unsere Produkte leicht recyceln lassen. Gerade hier haben wir in den vergangenen Jahren weiter optimiert.
Es freut mich besonders, dass wir mit den verantwortlichen Ansprechpartnern bei CERATIZIT ein Team haben, in dem wir gemeinsam bereits erfolgreiche Produktentwicklungen umsetzen konnten. Diese haben zu einer deutlich verbesserten Nachhaltigkeit, reduzierten CO2-Emissionen, einfacherem Recycling und nicht zuletzt auch zu Produktivitätsvorteilen in der internen Wertschöpfungskette bei CERATIZIT geführt. Das ist eine beispielhafte Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit gegenseitiger Wertschätzung und Partnerschaft, die in der heutigen Wirtschaftswelt leider nicht immer selbstverständlich ist. Meiner Meinung nach können wir nur so den Anforderungen des globalen Wettbewerbs gerecht werden und im besten Sinne „nachhaltig“ erfolgreich sein.
3. Wie sieht der Lebenszyklus einer Verpackung aus?
Unsere Verpackungen werden im Wesentlichen als Einmalverpackung verwendet. Nach der Entnahme des Produktes, bei CERATIZIT also Schaftwerkzeuge und Wendeschneidplatten, werden die Verpackungen der Müllentsorgung zugeführt. Warum? Jede Verpackung hat den „Auftrag“, das verpackte, hochwertige Produkt so zu schützen, dass es seine Performance zu 100 % umsetzen kann. Demnach steht der Produktschutz an oberster Stelle. Um diesen Produktschutz optimal zu gewährleiten, muss die Verpackung in einem einwandfreien Zustand sein. Nun ist es so, dass jede Art von Verpackung, so auch unsere, beim Öffnen und Schließen unweigerlich verschleißt
Ein weiterer Punkt ist, dass eine mögliche Mehrfachverwendung mit einem vorhergehenden Reinigen verbunden ist. Im Gesamtkontext des Energieaufwandes, der Logistik und der dazu benötigten Ressourcen etc. lässt sich so etwas nach meinem Kenntnisstand ökologisch und ökonomisch nicht umsetzen. Obendrein geben die Gebrauchsspuren der Verpackung am Ende auch kein wirklich gutes Bild bei der Anlieferung von hochwertigen Präzisionswerkzeugen ab. Die Wertigkeit des verpackten Produktes würde sicherlich latent darunter leiden.
4. Wie schafft es rose plastic/CERATIZIT wieder an die Altverpackungen zu kommen?
Derzeit erhalten wir noch Regranulat von unserem Materiallieferanten, um unsere Produkte mit Recyclingmaterial herzustellen. Das war und ist für uns nur der erste Schritt. Um ganzheitlich nachhaltig zu sein, ist das nächste Ziel, ein Kreislaufsystem zu etablieren. In diesem sollen Hartkunststoffartikel in einem definierten Prozess gesammelt, von autorisierten Entsorgern abgeholt und Recyclingunternehmen zugeführt werden. Diese könnten dann aus dem vermeintlichen „Plastikmüll“ – den wir in Zukunft als Ressource betrachten sollten und müssen – hochwertiges Rezyklatgranulat machen.
Dieses kaufen wir, um daraus abermals neue Produkte herzustellen. Damit wäre der Kreislauf geschlossen. Es wird keine neue Ressource in Form von Neuware – allenfalls in sehr geringem Umfang – mehr benötigt. Das Ergebnis ist ein immer wiederkehrender Kreislauf, vergleichbar mit dem im privaten Bereich bereits bestehenden Pfandsystem für PET-Getränkeflaschen. Auch zum Thema Kreislaufsystem haben wir mit CERATIZIT ein gemeinsames Pilotprojekt gestartet, mit dem wir einen Standard im Markt entwickeln wollen.
5. Gibt es bereits Pläne für zukünftige Entwicklungen oder Erweiterungen der nachhaltigen Verpackungslösungen für CERATIZIT?
Auch in dieser Sache stehen wir in engem Austausch und werden den bereits gemeinsam eingeschlagenen Weg weitergehen. Dabei freue ich mich immer wieder auf meine Gesprächspartner von CERATIZIT, die regelmäßig mit anspruchsvollen Projekten auf uns zu kommen. Da wir in der Zusammenarbeit die gleiche Philosophie teilen, nämlich in partnerschaftlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit gemeinsam erfolgreich zu sein, macht die Arbeit besonders viel Spaß und ist obendrein nachhaltig.
Anmerkung der Redaktion: Die recycelten Kunststoffverpackungen von rose plastic werden schrittweise ausgerollt. Die erste Umstellung des Portfolios erfolgte in Europa, gefolgt von anderen internationalen Standorten. Ziel ist es, einen globalen Standard in der Gruppe zu haben, um die Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen.