CERATIZIT-Gruppe

Januar 17, 2024

Das packen wir sicher! Nachhaltige Verpackungen helfen, CO2 zu reduzieren

Simon Bleiholder (left) and Jürgen Duwe

Simon Bleiholder (links) und Jürgen Duwe

Kunststoffverpackungen sind fester Bestandteil unseres Alltags. Auch unsere hochwertigen Werkzeuge müssen bestens geschützt auf die Reise gehen. Wie sich solche Verpackungen nachhaltig gestalten lassen, dem ging Simon Bleiholder im Rahmen seiner Bachelorarbeit nach. Das Ergebnis: Verpackungen, die sogar zu 100 % aus recycelten Materialien hergestellt werden und damit enorme Mengen an CO2 einsparen. Im Interview erzählen uns Simon Bleiholder (Technical Project Development Manager - Innovation Management) und Jürgen Duwe (Teamleader Technical Content Management - Technical Content Management) von diesem Projekt.

Simon, wie kamst Du zu Deinem BA-Thema „Bewertung und Erstellung eines Konzeptes für die nachhaltige Verpackung von Wendeschneidplatten“?

Ich habe Wirtschaftsingenieur Maschinenbau an der Hochschule in Kempten studiert. Im fünften Semester habe ich mein Praxissemester bei einer Firma gemacht, die Maschinen für die Verpackungsindustrie herstellt, hauptsächlich für die Lebensmittelindustrie und die Medizintechnik. Da ich CERATIZIT schon durch Praktika kannte, schaute ich bei der Recherche für meine Bachelorarbeit gleich dort bei den Stellenanzeigen – und bin auf die Ausschreibung für das Verpackungskonzept gestoßen.

Ziel dieser Bachelorarbeit war es dann, ein Konzept für die nachhaltige Verpackung von PKD ISO-Drehwendeschneidplatten für die Aluradbearbeitung zu bewerten und zu erstellen. Dabei stand die Kreislauffähigkeit der Verpackung ganz klar im Fokus. Gesucht wurde ein nachhaltiger Packstoff, mit dem die Verpackung möglichst lange im Stoffkreislauf bleiben kann. Design, Packstoff und Recyclingfähigkeit habe ich genauer untersucht und bewertet, da sie direkten Einfluss auf die Kreislauffähigkeit der Verpackung haben.
 

Welche Kriterien gab es dabei zu berücksichtigen?

Wesentliches Entscheidungskriterium bei der Auswahl eines nachhaltigen Packstoffes ist die anfallende CO2-Emission, die bei der Herstellung des Packstoffes und des Packmittels freigesetzt wird. Die Recyclingfähigkeit der Verpackung wird dabei auf Grundlage des aktuellen Stands der Technik der Recyclinginfrastruktur in Deutschland analysiert und bewertet. Dazu gehört unter anderem, ob die Verpackung einfach den Recyclingprozess durchlaufen kann. Bei uns ist das ja gegeben – vorausgesetzt, alles wird auch vom Kunden wieder in den Kreislauf zurückgeführt.
 

Alleine ist sowas ja kaum durchführbar. Wer hat Dich dabei beraten?

Ich war vom ersten Tag an direkt ins Team integriert und habe daher nicht nur Dinge mitbekommen, die zur Bachelorarbeit gehören, sondern auch, die das Tagesgeschäft betreffen. Da konnte ich also direkt mitarbeiten und über den Tellerrand schauen. Mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat mir dabei immer Jürgen Duwe, Teamleader Technical Content Management.
 

Jürgen, wie sah die Begleitung bzw. die Zusammenarbeit mit Simon aus? Was war Deine Aufgabe dabei und wie hat sich Simon entwickelt?

Die Zusammenarbeit war von Anfang an sehr gut und durch das auch private Engagement von Simon in Sachen Nachhaltigkeit / Sustainability konnte er „sehr rasch Fahrt aufnehmen“. Ich konnte mich auf die Koordination beschränken und stellte in den regelmäßigen Abstimmungsterminen Detailfragen und hinterfragte Punkte, die er ausgearbeitet hatte. Durch seine sehr offene Art konnte er mit den externen Schnittstellen und Fachabteilungen rasch neue Erkenntnisse und Input für seine Arbeit bekommen.

Sustainable Packaging

Welche Eigenschaft steht beim Packaging denn an oberster Stelle?

Wichtigste Eigenschaft ist sicherlich der optimale Schutz unserer hochwertigen Produkte bei Versand und Lagerung. Das heißt, dass jede Verpackung extrem stabil und gleichzeitig so klein und leicht wie möglich sowie bestens stapelbar sein muss. Zudem muss sie sämtliche Schutzfunktionen ohne weitere Pack- oder Packhilfsmittel erfüllen. Denn jedes Gramm mehr oder jeder zusätzliche Kubikzentimeter Lagerraum wirkt sich negativ auf die Nachhaltigkeit unserer Produkte aus.

Klar, dass die Produkte sicher zum Kunden kommen müssen. Aber Studien haben zudem gezeigt: Würde nur ein einziges Werkzeug beschädigt, wäre der Schaden größer als wenn sämtliche Verpackungen einer Lieferung Schaden nähmen: So wären viel mehr wichtige Ressourcen verschwendet. Das unterstreicht den nachhaltigen Nutzen der Verpackung zusätzlich.

 

Was muss eine Verpackung neben dem Schutz sonst noch leisten?

Was auf keinen Fall vernachlässigt werden darf: Verpackungen müssen auch etwas hermachen, denn sie sind oftmals das erste, was der Kunde von uns sieht – sozusagen die Visitenkarte unseres Produktes und des Unternehmens. Deshalb haben wir uns für eine durchgefärbte Variante in Rot entschieden, was uns auf den ersten Blick von den anderen Herstellern abhebt. Wenn dann obendrein ein klar verständliches Etikett mit den wesentlichen Produktdaten drauf ist, weiß unser Kunde gleich, dass er sich auf das gelieferte Produkt hundertprozentig verlassen kann.

 

Das klingt alles wirklich sehr durchdacht. Gibt es denn auch Kennzahlen, um welchen Wert sich der CO2-Ausstoß allein mithilfe des Packaging reduzieren lässt?

Na klar, auch das haben wir uns angeschaut: 2021 haben mehr als 6,3 Millionen Kunststoffverpackungen unsere Werke verlassen, was einem Gesamtgewicht von ca. 58,6 Tonnen Kunststoff entspricht. Rechnen wir das erwartete Volumen in Europa für 2022 hoch, können wir durch den Einsatz von Verpackungen aus PCR-Plastik im Vergleich zu Virgin-Plastik 226 t CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Damit senken wir durch die Umstellung unsere CO2-Emission bei Verpackungen um mindestens 60 Prozent.

 

Das klingt beeindruckend! Wann beginnt die Umstellung?

Die Umstellung der Verpackungshülsen auf PCR-Rezyklat hat bereits begonnen und wird nach und nach weitergeführt. Die bisherigen Verpackungen werden selbstverständlich erst einmal aufgebraucht, aber danach nahtlos mit den neuen ersetzt. Wo wir übrigens auch drauf geachtet haben: Dass auch die Wege vom Verpackungshersteller zu uns kurz sind. So ist unser Partner rose plastic in der Nähe des Bodensees ansässig, aber auch in China und Indien haben sie Standorte, von denen sie uns regional beliefern können.

 

Sind wir bei der Gesamtverpackung also bei 100 % Recyclingmaterial?

Betrachtet man alle Bestandteile des Packaging, gibt es in der Tat noch eine Herausforderung: Aktuell werden keine Etiketten aus 100 % recyceltem Material hergestellt. Daher wir haben uns entschieden, es erst einmal beim Virgin-Material zu belassen, aber penibel auf die Zuordnung Verpackung zu Etikett zu achten. So dass immer die gleichen Materialien verwendet werden, die gemeinsam den Recyclingprozess durchlaufen können. Und sobald es etwas Neues von unserem Entwicklungspartner rose plastic gibt, werden wir das zeitnah umstellen. Dadurch, dass wir im engen Kontakt mit ihnen stehen, werden wir auch schnell über die aktuellen Innovationen informiert.

 

Jürgen, war von Anfang an klar, welche enorme Bedeutung das Thema Verpackung bekommen würde?

Wir hatten zunächst nur eine grobe Vorstellung, was alles im Rahmen der Abschlussarbeit analysiert und neu definiert werden könnte. Sehr rasch wurde uns aber gemeinsam klar, dass hinter dem Thema Verpackung unserer Produkte viel mehr steht als nur die reine Verpackung. Darüber hinaus ist eine standortübergreifende Zusammenarbeit mit den Produktionsstandorten enorm wichtig, damit alle gleich zu Beginn mit im Boot sind. Die sehr enge und gute Zusammenarbeit mit unserem Lieferanten rose plastic war ebenfalls sehr hilfreich, da wir auch auf dessen Erfahrung und Input zurückgreifen können.

 

Simon, bist Du zufrieden mit dem Ergebnis Deiner BA-Arbeit und wie geht es bei Dir weiter?

Ich schätze, sowohl mein Professor als auch CERATIZIT waren zufrieden mit dem Ergebnis. Prof. Dr. Markus Prem von der Fakultät Maschinenbau bewertete die Arbeit mit einer 1,5. Und CERATIZIT ist jetzt nicht mehr nur Projektpartner sondern mein Arbeitgeber: Seit dem 1. August bin ich Technical Project Development Manager im Team Innovation Management von Andreas Armbruster. Und die nächsten interessanten Projekte sind bereits ins Rollen gebracht!

Dieser Artikel erschien erstmals intern im Dezember 2022 und wurde für diesen Blogartikel leicht angepasst. Das Portfolio der recycelten Verpackungen wird stetig erweitert.